1. Panther Cross Lehndorf

Panther Cross Serie 1. Lauf Lehndorf

Am Tag der Deutschen Einheit, 3.10.2012, fuhr ich gegen 9 Uhr morgens auf den Wiesenparkplatz an der Bundesallee in Braunschweig-Lehndorf, mit einer Tasse Kaffee und einem Rosinenbrötchen aus der nahen Landbäckerei Sander am Saarplatz im Bauch, die dankenswerterweise auch am Feiertag geöffnet hatte. Etwas übermüdet, denn ich war spät in der Nacht nach 460 km Fahrt hier im 1 km nahen ibis budget Hotel (Saarbrückener Str. 40) angekommen, machte ich meinen Fuji-Crosser startklar und fuhr mitten ins angrenzende Waldstück, wo ich für 8 € Startgeld und 2 € Pfand meine schöne grüne Hobbyklassen-Startnummer 10 bekam.

Start der Hobbyklasse war wegen des größeren Starterfeldes nicht im Wald, sondern direkt am Parkplatz angesetzt. Angemeldet waren 18 Fahrer, aufgrund des schönen Wetters sollten es aber inkl. Nachmeldungen am Ende 27 sein. Damit war die Hobbyklasse so stark wie die Elite.

Von der Startlinie am Parkplatz ging´s zunächst zum Warmfahren auf die Originalrunde. Es war 10 Uhr, unser Start war für 12:40 geplant. Schnell wurde mir klar, daß dies mein wirklich erstes echtes Radcross-Rennen sein wird, denn der Michelstädter Citiycross im Mai war mit diesem hier nicht vergleichbar. Ich war beeindruckt von den technischen Schwierigkeiten dieses Lehndorfer Parcours, der sich weitestgehend als ein extrem unebener Singletrail durch Waldgelände entpuppte. Engste Kurven durch Bäume und Geäst, unterbrochen von Wiesen- und Schotterwegen, steile Wellen wie in einer Berg- und Talbahn, ein Doppelhindernis in Zielnähe (spektakulär für die Zuschauer) mussten bewältigt werden. Beim versuchten Umfahren einer tiefen Grube brachte mich Wurzelwerk aus dem Gleichgewicht. Um nicht mit dem dicken Baum daneben, der aus weiser Voraussicht bereits von den Streckenbauern mit einer Matratze entschärft worden war, zu kollidieren, entschied ich mich für einen Abflug ins Gelände. Ergebnis: Schürfwunde am Bein und ein Hinterrad, das später mit Hilfe des Speichenschlüssels wieder geradegezogen werden musste. Ich stellte mir das Ganze in Renngeschwindigkeit vor, bei zunehmender motorischer Müdigkeit und abnehmender Konzentration. Mein Respekt vor der Strecke konnte nicht mehr größer sein.

12:40 Uhr: Ich stehe im Startblock. Aufgrund meiner frühen Meldung ruft mich Herr Berger auf, ich schleiche von hinten, wo ich mich eigentlich ganz gut gefühlt hatte, nach vorne in die zweite Reihe. Rechts einklicken, Gang kontrollieren, noch 10 Sekunden, noch 1 Sekunde, Startpfiff ! Ich komme nicht gut in die Pedale, werde schnell nach hinten durchgereicht, bin so ziemlich am Ende der 27-Mann-Frau starken Crosserkette, als wir aus dem Startbogen in den Wald einbiegen. Hier hatte ich beim Warmfahren fast den zweiten Abflug gemacht, weil ich zu weit innen und damit in den weichen Waldboden geraten war. Ich erkämpfe mir die Außenbahn und komme gut durch. Hinter mir müssten jetzt ca. 3-4 Fahrer sein.

Eine starke Frontgruppe mit 10-12 Fahrern zieht sofort weg, die sehe ich erst im Ziel wieder. Ich hänge mich an eine kleine Gruppe, so lange es geht, aber irgendwann muß ich abreißen lassen. So elegant und damit auch schnell kann ich einen Singletrail noch nicht fahren. Aus Angst, daß die vielen Wurzeln durchschlagen, hatte ich außerdem zu viel Luft in den Reifen, was meinen Fuji-Crosser in den Kurven ziemlich nervös machte. Ich sehe wie die Fahrer vor mir sich Meter um Meter absetzen und irgendwann hinter der nächsten Biegung verschwinden. Irgendwann taucht eine Zweiergruppe vor mir auf, an die ich wieder rangefahren war. Ich lasse mich über 2 Runden mitziehen, bis ich wiederum abreißen lassen muss. Danach geht´s alleine durch den Wald, nur unterbrochen von den 5 oder 6 Fahrern, die mich irgendwann überrunden. Anders als beim Michelstädter Citycross, wo ich nach einem Fahrfehler von einem schnelleren Fahrer mit ”Geh doch weg, du Affe!” traktiert wurde (ich werde mich in 2013 revanchieren, mein Freund !), bedankte man sich hier im Norden, wenn ich auf dem schmalen Trail auswich, um die Schnellen vorbeizulassen. Überrundungen muss man beim Cyclocross mit Fassung tragen. Auch später bei der Elite wurden viele Fahrer von den späteren Siegern überrundet.

Ich habe meine Geschwindigkeit gefunden und arbeite mich weiter alleine durch den Wald. Ab und zu schaue ich mich um, keine Fahrer zu sehen. Ist das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen? Die Zuschauer am Rand der Strecke feuern mich an. Nach dem Doppelhindernis mit der Laufpassage im Zielbereich geht jedesmal mein Puls kurzfristig richtig hoch. Das Aufsitzen gelingt selbst vor den Augen der ca. 20 Zuschauer trotzdem erstaunlich gut. Vor ein  paar Tagen war ich mit einer neuen Hose beim Aufspringen am Sattel hängengeblieben und direkt in das drehende Hinterrad gefallen, was eine schmerzende Wunde am Oberschenkel innen hinterließ.
In der vorletzten Runde werde ich doch noch von 2 Fahrern überholt. Eine der beiden mitfahrenden Damen, die später den Platz vor mir belegt, zieht in Gefolge eines weiteren Fahrers an einer engen Stelle an mir vorbei. Ich kann nicht folgen und meinen Platz verteidigen bzw. zurückerobern, denn ich muss mich extrem konzentrieren, um nicht noch zu stürzen. Bis zum Ziel werde ich aber trotz leicht gedrosseltem Tempo nicht mehr überholt. Endlich nach den Hindernissen das Megaphon: “Zieleinlauf” - die 30 Minuten waren überstanden. Ich glaube, ich war 8 Runden gefahren, sicher bin ich mir aber nicht.

Platz 22 von 26 lese ich folgenden Tag im Internet. Für mein erstes echtes Radcross-Rennen akzeptabel. Bei den beiden weiteren Läufen der Panther Cross Serie am 3.11. und 22.12.12 will ich wieder dabei sein, auch wenn die Anfahrt für uns Südwestler recht weit ist, und der 22.12. ja eigentlich schon fast Heilig Abend. Ob sab mitfährt? Zwei Damen immerhin waren mit uns unterwegs gewesen. Ein Einsteigerrennen ist der Panther Cross aber nicht wirklich. Da wäre das Cyclo Cross Race in Mannheim am 7.10.12 sicher besser geeignet.
Nach der Hobbyklasse fuhr noch die Elite männlich, da konnte man bei lecker Kakao und Kuchen zuschauen, wie´s geht, Bunnyhop inklusive.

Was habe ich gelernt: 3,5 bar hinten und 3 bar vorne auf den Vittoria Crossreifen waren zu viel für eine gute Bodenhaftung auf diesem unebenen Kurs. 2-3 Zehntel weniger wäre besser gewesen, auch bei 80 kg Wettkampfgewicht. Die  meist ruppigen Kurven des Singletrails und der Schotterstrecke hätte ich schneller fahren können, wenn der Crosser nicht so nervös gedellert hätte. Am Sonntag, 7.10.12, beim Cyclo Cross Race Mannheim werde ich beim Warmfahren dosiert “Dampf” aus den Reifen ablassen, um mein Fuji stabiler zu machen.

Zum Abschluß: Panther Cross Serie – ein Empfehlung! Super organisiert, alle sehr freundlich, sehr familiär, man fühlt sich gut aufgehoben. Vielen Dank!

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