Tag der Arbeit – J. Oster Radmarathon ’12

Man hätte in der Turnhalle von Ochtendung auf der Turnmatte oder auf dem Rasenfleck davor im Zelt übernachten können, Wohnmobilinhaber auch auf dem Parkplatz der Turnhalle – wir entschlossen uns, die Nacht vor der Strapaze im eigenen Bett zu logieren, und erst am Morgen des Radmarathons in die Eifel zu fahren. Deswegen klingelte der Wecker um 3 Uhr und schob uns nur mit einem Kaffee im Magen auf die aufgrund des Regens des Vortages nasse Autobahn Richtung Koblenz, wo uns einige heftige Gewitterblitze Zweifel an unserem Vorhaben aufdrängten, die 218 Kilometer und 2500 Höhenmeter des „Josef Oster Radmarathons“ zu packen. Die Erwartung von 218 km im Regen dämpfte die Stimmung und ließ uns zweckoptimistisch annehmen, dass nicht wetter.de (Regen), donnerwetter.de (Gewitter), sondern wetter.com (weitestgehend trocken) Recht behält.

Nach dem Empfang der Startunterlagen von den sehr freundlichen Menschen des DJK Ochtendung beschränkte sich unser Frühstück in der Turnhalle auf ein halbes Nutellabrötchen mit viel Kaffee/Tee, denn es war mittlerweile bereits 6:30 Uhr und scheinbar viele (alle?) der ca. 280 Marathonis bereits gestartet (ca. 420 Fahrer waren auf den weiteren RTFs unterwegs). Um 6:50 Uhr fuhren wir mit dem ersten Stempel auf der Streckenkarte durch den Startbogen, die ersten Steigungen kamen direkt hinter dem Ort, und so recht wollte die Maschine nicht anlaufen. Kein Wunder bei ca. 4 Stunden Schlaf und der innerlichen Erregung ob der Frage, ob wir unsere erste Strecke über 200 km bis 18 Uhr, also in brutto 11 Stunden überhaupt schaffen würden. Vielleicht auch wegen der Tatsache, dass die wenigen Fahrer, die noch nach uns gestartet waren, uns sehr schnell überholten, und wir das Gefühl hatten, die „Allerletzten“ zu sein. Dieses Gefühl schwand nach 32 km an der ersten Verpflegung, wo wir mit ca. 15 Fahrern „labten“, und nicht als letzte wieder auf die Strecke gingen. Das gleiche bei der 2. Verpflegungsstelle bei km 66 (Bild), wo sich ca. 30 Fahrer aufhielten. Die Tachos zeigten einen Schnitt von ca. 24,5 km/h, der uns auf jeden Fall in der Zielzeit ins Ziel befördern sollte. Mittlerweile war der Himmel aufgerissen (wetter.com hatte Recht behalten), es war bei 18 Grad bestes Radwetter, die Windwesten verschwanden in den Trikottaschen, die Laune stieg, der Fahrgenuß stellte sich ein. Es ging rauf und runter (gefühlsmäßig hauptsächlich rauf) auf verkehrsfreien und- armen Straßen der Eifelanischen Landschaften, mit Riegeln aus dem Trikot und Bananen und Cookies von der Labe, bis endlich die Verpflegungsstelle bei km 133 (nur für die Marathonis) warme Nudeln mit zwei verschiedenen Soßen, isotonisches Mineralwasser, 20 Minuten Sitzen, aufmunternde Worte und den immer selben Hund bot, der wohl mit dem Verpflegungsteam von Labe zu Labe unterwegs war.

Hart für uns Pfälzer, die wir eigentlich lieber bergig fahren, waren die uns von Mitfahrern angepriesenen „flachen” km an der Mosel entlang, deren Flachheit allerdings durch heftigen Gegenwind mehr als überkompensiert wurde, wie überhaupt in der Eifel der Wind wohl grundsätzlich immer von vorne kommt.
Richtig hart aber waren die letzten 30 km, mit denen uns die Organisatoren wohl zum guten Schluß noch einmal richtig zermürben wollten, denn es ging – perfide mit nur mäßigen Prozenten, aber scheinbar unendlich – bergauf. Hinter jeder scheinbar uns erlösen wollenden Kuppe und Kurve hatten die Ochtendunger noch ein paar Meter entdeckt, die man hochfahren konnte und auch musste. Und erst kurz vor dem Ziel ging es endlich bergab, nur wenige Minuten, und schon war Ochtendung endlich erreicht, wo bei sonnigem Abendwetter, Steak, Drinks und Musik die Tour bereits heftig gefeiert wurde. Survivor-Urkunde, T-Shirt, eine Rose für die erfolgreichen Frauen und eine warme Dusche in der Turnhalle waren der Lohn für netto 9:17 bzw. brutto 10:40 Stunden herrliche Schinderei.

Hinweis: Eine Erklärung für die zunächst verwundernde Tatsache, dass wir erfahrungsgemäß 218 km und 2500 Hm in kürzerer Zeit hätten fahren müssen, fand sich später bei gpsies.com und bikemap.net. Dort wies die Strecke des Josef Oster Radmarathons jeweils um die 3000 Hm aus. Unsere eigene Eingabe der gefahrenen Strecke bei gpsies.com erhärtete das Faktum, dass der mit „ca. 2500 Hm“ ausgeschriebene Ochtendunger Radmarathon den Fahrern doch deutlich mehr, nämlich ca. 2900 Hm abverlangt (was uns persönlich den kommenden Dreiländergiro mit 168 km und 3300 Hm plötzlich wieder sympathischer machte).

 

Der Josef Oster Radmarathon des DJK Ochtendung ist eine Empfehlung für alle, die es gerne etwas „familiärer“ und dennoch bestens organisiert haben. Danke.

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